Die Montessori-Schulen im Überblick

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Die Montessori-Schule – ganz weit vorne

Lassen Sie uns die Schule nach dem  Montessori Konzept im Näheren betrachten. Gehören Sie auch zu denen, die in der Notengebung nicht vorsätzlich auf Selektion und Aufteilung in gute und schlechte Schüler abzielen (wie es aber in unserer heutigen Leistungsgesellschaft der Fall ist)? Dann dürfte Sie der folgende Artikel interessieren. Der jüngst herausgegebene Deutscher Schulpreis geht, einem Artikel in der SZ zufolge, an eine reformpädagogische Einrichtung; die Montessori-Fachoberschule in München. Doch was zeichnet den Erfolg der Montessori-Pädagogik eigentlich aus? Zunächst einmal ein kurzer Umriss der Theorie:

Als Maria Montessori – geb. 1870 in Chiaravalle – in ihrem Alltagsgeschäft in einer Behinderteneinrichtung ein etwa dreijähriges Mädchen beobachtete, wıe es tief versunken aus einem Einsatzzylinderblock kleine Holzzylinder herauszog und sie wieder an ihre Stelle steckt, schlagte die Geburtsstunde der nach ihr genannten Pädagogik. Tief beeindruckt von der Fokussiertheit des Kindes begann das experimentieren um das beobachtete Phänomen. Sie zählte, wie oft das Mädchen die Übung wiederholte und versuchte es von seiner Beschäftigung abzulenken, indem sie den Stuhl auf dem das Kind saß wegnahm und es woanders hin platziert, sowie alle Kinder zum Singen aufforderte. Weder das eine noch das andere verhinderte die Dreijährige ihr Steckspiel zu beenden. Nach genau 44 Wiederholungen der oben beschriebenen Beschäftigung des Kindes, beendete sie diese, unabhängig von den Anreizen der Umgebung, die sie hätte stören können – und schaute zufrieden um sich herum, wie als erwachte sie aus einem erholsamen Schlaf (Montessori, 1996, S. 69f.)

Die bahnbrechende Entdeckung der einflussreichen Reformpädagogin bricht somit das Bild vom Kind als aufnehmendes Wesen, das rastlos von einer Sache zur anderen wandert. Vielmehr ist ein heranwachsendes Kind sein eigener Baumeister, und die Erzieher die Helfer des indivduellen Bauprojektes. Erziehungspraktische Schlussfolgerung von der Lehre Montessoris lautet demnach, sich mit der Umgebung als mit dem Kind selbst zu befassen und es der Umgebung zu überlassen, das Kind zu belehren. Das heißt das Lehrpersonal (Lehrer/Erzieher) sollte die Umgebung sowie sich selbst vorbereiten und sogenannte „Entwicklungsmaterialien“ (näheres hierzu in den Gesammelten Werken zu Maria Montessori) zur Verfügung stellen.

In Deutschland ist die Montessori-Pädagogik längst angekommen und bundesweit verbreitet. An über 1.000 Montessori-Kinderhäusern (ca. 600) und Schulen werden Kinder und Jugendliche nach ihr erzogen und ausgebildet. Dabei nahmen besonders in den letzten 15 bis 20 Jahren Gründungen von Montessori-Schulen zu; waren es 1985 fünf Schulen, sind es heute 80 – nur in Bayern. Die Schulen gibt es 300 Mal in der Primar- und über 100 Mal in der Sekundarstufe (schulartübergreifend).

Kehren wir zurück zu der preistragenden Fachoberschule in München. Was macht sie so besonders? Hier gehen die Schüler gerne in die Schule. Ja sie fühlen sich dort sogar wie zu Hause. Der Grund: eine lockere, angstfreie und doch ernsthafte Lernatmosphäre. Der interessante Widerspruch in diesem Zusammenhang liegt darin, dass dieses Schülerklientel ebenso zu einem höheren, staatlich anerkannten Bildungsabschluss kommt, wie die mehrheitlichen Schüler. Aspekte, wie die anfängliche Gleitzeit von 8.30 bis 10 Uhr, in der die Lernenden „ankommen“ und sich auf den Schulalltag einstimmen können, die individuelle Planungsmöglichkeit der eigenen „Studierzeit“ sowie die Bereitstellung von Lern-Coaches und psychologischen Beratern für die Steigerung der Effektivität des Lernerfolgs, zeigen wie eigenverantwortliches Lernen im Sinne der Montessori-Pädagogik gefördert werden. Fragt man sich nun, wie Lehrkräfte in diesem zwanglosen System beurteilen sollen, lautet die Antwort: Ein regelmäßiges „Feedback“-Gespräch statt Noten nach jedem Leistungsnachweis, das auf Stärken ausgerichtet ist. Wie zuvor beschrieben, kann hier die freie Entfaltung des Individuums durch entsprechende Rahmenbedingungen beobachtet werden.

Stimmen gegen die Montessori-Pädagogik existieren selbstverständlich und haben da und dort ihre Berechtigung, doch es heißt wohl etwas, wenn ausgerechnet eine reformpädagogische Einrichtung im Ranking der bayerischen Schulen ganz vorne steht und für Begeisterung sowie Verblüffung zugleich sorgt. Es wird alle Zeit, unser schulisches Konzept neu zu überdenken!

Literaturverzeichnis:

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