Mehrsprachig aufwachsen – spätestens dann ein Sorgenthema von Eltern mit einer eigenen Migrationsgeschichte, wenn ein Nachwuchs ansteht und es auf die Frage ankommt, mit welcher Sprache und in welchem Ausmaß er aufwachsen soll. Man hört Kinder zwei Sprachen miteinander vermischen oder Lehrer, wie sie sich über die mangelnden Deutschkenntnisse von Nicht-Muttersprachlern aufregen. Solchen Ängsten oder Fragen, wie wann welche Sprache gesprochen werden sollte und wer sie am besten übernimmt, stehen ebenfalls positive Aspekte der Mehrsprachigkeit gegenüber. In dem folgenden Beitrag lesen Sie mehr darüber.
Ganz im Gegenteil wie noch vor ein paar Jahren vermutet sind Kinder, die mit zwei oder mehreren Sprachen aufwachsen eindeutig im Vorteil. Die Tatsache, dass fast jeder dritter Vorschüler Migrationshintergrund aufweist, stoßt die Gesellschaft an umzudenken und die Potenziale der Mehrsprachigkeit herauszufinden. Ergebnisse der Hirnforschung zeigen beispielsweise, dass Kinder eine Sprache umso leichter lernen, je früher sie damit beginnen. So einfach wird ein Kind verschiedene Sprachen nie wieder lernen, da es durch die Sprache, die seine Eltern benutzen den ersten Kontakt zur Umwelt aufnimmt und dieses Sprachenlernen am natürlichsten und am nachhaltigsten wirkt. Dafür eignet sich laut Wissenschaftlern die Altersspanne von 0 bis 6 Jahren am besten. Alles was darüber geht, gilt dann als Fremdsprache.
Ganz wie ein kanadischer Sprachwissenschaftler sagt;
Wer nur mit einer Sprache aufwächst, bleibt unter seinen Möglichkeiten
besitzen Kinder die natürliche Begabung mehrere Sprachen gleichzeitig zu lernen. Dass dabei der Wortschatz kleiner und der Satzbau einfacher ist als der Durchschnitt, entspricht der Normalität. Diese verzögerte Sprachentwicklung gibt sich in der Regel nach einer Weile von allein.
Ein Artikel der Zeit verweist allerdings darauf hin, dass es tatsächlich von der Sprache abhängt, die gesprochen wird. Sind es Prestigesprachen, wie Englisch, Französisch oder Spanisch, sei das weniger problematisch als andere, wie Türkisch oder Arabisch. Bei den letztgenannten Kindern fielen schulische Leistungen negativer aus, was der mangelnden Sicherheit im Deutschen zugrunde liegt.
Was Bilinguale außerdem noch besser können, als die Monolingualen ist die Erkennung der grammatikalisch richtigen Form. Sie konzentrieren sich nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf die Form der Sätze durch die Vergleichsmöglichkeit von mehreren Sprachen und stehen somit bei der Erfüllung der Lesefähigkeit eins zu null vorne.
Die Kindergesundheitszentrale führt bei der Entwicklung von Mehrsprachigkeit verschiedene Tipps an, die unterstützend wirken können. Hierzu gilt im jeden Fall auf der Sprache mit dem Kind zu sprechen, die man als Elternteil selbst spricht, da bekannt ist, dass lediglich auf der Muttersprache Fürsorge, Beruhigung, Trost oder Zuneigung emotional übermittelt werden kann. Dies können Bilinguale häufig bestätigen.
Wichtig bei solchen Familien ist auch die Einhaltung von klaren Sprachregeln. Wissenschaftler empfehlen eine bestimmte Verbindung zwischen Sprache und Person oder Situation. Hintergrund ist die klassische Konditionierung, eine lerntheoretische Erklärungsweise, die bei Kindern automatisch einsetzt. Spricht die Mutter englisch so kann der Vater beispielsweise das Deutsch reden übernehmen und dem Kind fällt es leichter, ein Sprachgefühl zu entwickeln.
Wie bei allen Lernaktionen will auch das Sprachenlernen belohnt werden. Wenn das Kind Freude an der gesprochenen Sprache hat, wird es motiviert sein, sie weiterhin zu benutzen. Dies funktioniert häufig, indem sprachliche Fehler nicht rigoros korrigiert geschweige denn bestraft werden. Mit viel Zeit und Geduld und einer angemessenen Art der Fehlerbehebung lässt sich viel lösen.
Dabei sollte die Zweitsprache früh und häufig genug im Alltag des Kindes integriert sein. Hierfür eignen sich Orte wie Spielplätze, mit nahen Personen des Umfeldes zu Hause oder die Kindertagesstätte an, in denen Kinder aufeinander agieren. Auch bei denjenigen Kindern, die beim Eintritt in die Kita noch kein Deutsch sprechen, ist es wichtig weiterhin die Muttersprache beizubehalten und deren Spracherwerb abzuschließen. Wie bereits oben erwähnt, haben Kinder kein Problem, aufgrund ihrer natürlichen Begabung eine zweite oder dritte Sprache im Nachhinein zu erlernen, Hauptsache es wird ihnen ausreichend Gelegenheit dafür geschaffen.